27.09.2018: Zum 165. - Ein Blick ins Lehrerzimmer

Generell gilt bei Lehrerzimmern eigentlich für Schüler: Betreten verboten! Zum 165-jährigen Bestehen des Andreas-Vesalius-Gymnasiums hat Schulleiterin Dorothée Brauner unsere Redaktion im Lehrerzimmer empfangen – und über die Bedeutung dieses Raumes gesprochen.

Er gilt unter Schülern als der geheimste Ort der Schule, auch wenn er von so vielen Personen täglich betreten wird. Das Lehrerzimmer ist Tabuzone für Schüler. Hier regen sich Lehrer ab, hier essen sie ihr Pausenbrot – und hier wird auch besprochen, wer sich in der Klasse stets vorzüglich benimmt und wer sein Leistungsvermögen – sagen wir mal – nicht voll abruft. Wir wollten wissen: Was ist dran am Mythos Lehrerzimmer? Was wird dort besprochen? Wer bestimmt die Sitzordnung? All diese Fragen hat sich der Schüler in uns allen schon immer gestellt. Und Schulleiterin Dorothée Brauner war bereit, zum 165-jährigen Bestehen ihrer Schule mit uns über den „Mythos Lehrerzimmer“ zu reden.

Die Schule wurde am 7. Januar 1853 gegründet, der Name der Schule damals lautete „Evangelische hohe Töchterschule“. Inzwischen ist der Name Andreas-Vesalius-Gymnasium – kurz AVG – über die Grenzen von Wesel hinaus ein Begriff. 80 Kollegen unterrichten hier, inklusive Referendare. Das Lehrerzimmer ist ein weiter offener Raum mit viel Licht und einigen Geschichten. Hier wird gearbeitet, sich aber auch von der Arbeit abgeregt.

Es gab eine Zeit vor diesem Lehrerzimmer: in der waren es zwei getrennte Räume. Sechs Jahre ist das erst her. Die Entscheidung, alles heller und offener zu gestalten, habe sich sehr bewährt und auch das Kollegium näher zusammengeführt, sagt Brauner, die mit einem Mythos gleich aufräumt. Es komme durchaus vor, dass Schüler auch mal diesen Raum betreten, etwa für Schülerehrungen, aber eben nur in Ausnahmefällen. Es gibt keine in Stein gemeißelte Sitzordnung in diesem Lehrerzimmer, das in der ersten Etage des Schulkomplexes liegt. Gleichwohl gibt es Stammplätze. „Vorne rechts sitzen die Referendare“, sagt Dorothee Brauner. Die Lehrer der verschiedenen Sprachen würden sich auch meist an bestimmten Tischen versammeln – und manchmal auch ihre unterrichtete Sprache mit einer Landesflagge auf dem Tisch markieren, wie die Englisch-Fachschaft.

Lehrerzimmer RPEhemals war dieser Raum in zwei Hälften getrennt: Die Vereinigung des Lehrerzimmers hat die Arbeitsatmosphäre des Weseler Gymnasiums verändert.
Es herrscht eine offene Kultur des Miteinanders. Schulleiterin Brauner versteht sich hier als „Brückenbauer“.

 

Je weiter das Schuljahr vorangeschritten ist, desto mehr werden auch die Fensterbänke als Lagerplätze genutzt. Bei unserem Besuch ist es noch früh im Jahr, entsprechend jungfräulich sieht das Lehrerzimmer noch aus. Die gute Ordnung begünstigt auch, dass es vor dem eigentlichen Lehrerzimmer einen Raum mit Schränken gibt, in denen die Lehrer Utensilien verstauen können.

Ungewöhnlich ist am AVG auch der Ort, an dem die Vertretungspläne geschmiedet werden. Das Erstellen des Vertretungsplans gleicht an jeder Schule einer nur schwerlich zu begreifenden Kunst, für die es eigentlich einen eigenen Studiengang bräuchte. Nicht selten sind die Vertretungslehrer auch wenig beliebt bei den Kollegen, weil sie in die schöne Freistunde noch eine Vertretung reindrücken. Deshalb kam am AVG die Idee auf, die Computer für das Erstellen der Vertretungspläne im eigentlichen Lehrerzimmer aufzustellen. Dialog ist die Regel: So kann der Ersteller des Planes die Stunden mit den Kollegen vor Ort direkt absprechen. Natürlich gibt es immer noch die eine oder andere Debatte. Alles in allem laufe dieses System aber gut, sagt Dorothée Brauner.

Die Schulleiterin sagt, sie sei selbst sehr oft im Lehrerzimmer, eigentlich täglich. „Kommunikation ist alles.“ Ihr gehe es darum, mit den Kollegen im Gespräch zu sein. Als Teamplayerin und Brückenbauerin verstehe sie ihren Job. „Ich lasse mich auch beraten, es gibt viele Kollegen, die sind auf bestimmten Themengebieten größere Experten als ich.“

Richtig voll wird es im Lehrerzimmer immer am ersten Tag, wenn das neue Schuljahr besprochen wird. Dann sind wirklich alle da. Danach verteilt sich das Kollegium über den Tag, über die Woche. Manche sind Vollzeit da, andere als Teilzeitkräfte. Weitergearbeitet wird zu Hause. Aber es gibt auch einen Lehrerarbeitsraum, in dem Computer stehen, an denen auch die Zeugnisnoten eingetragen werden können. Zudem haben die Referendare einen eigenen Raum, der für Ausbildungszwecke genutzt wird. Das frühere Silentium, ein ruhiger Lehrerarbeitsraum, wurde mit dem Lehrerzimmer-Umbau zu einem „Sozialraum“ mit Kaffeeküche. Heute sagt Brauner: „Der Name Silentium ist geblieben, obwohl dieser Ort gar nicht mehr so ruhig ist.“

165 Jahre Schulleben – viel hat sich verändert. Eines bleibt: Das Lehrerzimmer des AVG ist Raum des Austauschs.

Foto und Text: Sebastian Peters (RP)

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