25.01.2019: Bewegendes Erinnern an den Holocaust - AVG-Schüler gestalten Gedenkveranstaltung

Schüler des Andreas-Vesalius-Gymnasiums haben am Freitag den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Willibrordi-Dom gestaltet. Die stimmungsvolle Veranstaltung hat die mehr als 600 Besucher – in der Mehrzahl Schüler von AVG, KDG und der Lauerhaas-Gesamtschule – tief beeindruckt.

Die Schriftstellerin Lizzi Doron, Tochter einer Holocaust-Überlebenden, hatte sich kürzlich die Frage gestellt, „wie gedenken wir richtig des Holocausts?“ und hatte in diesem Zusammenhang von ihrer Mutter erzählt. Diese habe es vorgezogen, zu dem, was sie durchmachen musste, zu schweigen. Doch gelegentlich habe sie Andeutungen gemacht. „,Niemand hätte dieses Inferno überleben können’, sagte sie manchmal, ,wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die einem die Hand gereicht haben. Menschen, die davon überzeugt waren, dass Leben den höchsten Wert besitzt, ungeachtet von Religion, Herkunft, Nationalität.’“ Ihre Mutter, berichtet Lizzi Doron weiter, habe keine Erinnerungsrituale gemocht, wie sie zum Holocaust-Gedenktag in Israel jedes Jahr im Frühling stattfinden. Denn diese bestünden lediglich aus Liedern, Reden und Gebeten, die in der Vergangenheit verhaftet seien, aber keine neuen Vorstellungen für die Gestaltung der Zukunft beinhalten würden. „Beim Erinnern und Zurückblicken ist die Zukunft nicht weniger wichtig als die Vergangenheit“, zitiert die Autorin ihre Mutter.

Vergrößerte Ansicht des angeklickten BildesNach der Gedenkveranstaltung im Dom wurde am Mahnmal für die ermordeten jüdischen Bürger Wesels ein Kranz niedergelegt.
Zahlreiche Besucher zündeten eine Kerze an.

Die Schüler des Andreas-Vesalius-Gymnasiums (AVG), die am Freitag im Willibrordi-Dom die Gedenkveranstaltung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gestaltet haben, hatten es sich zur Aufgabe gemacht, dem Wunsch von Lizzi Dorons Mutter zu entsprechen. Geschichtskurs-Schüler hatten sich zusammen mit Lehrern Gedanken gemacht, welche Lehren man aus der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten für die Herausforderungen der Zukunft ziehen kann.

Unter anderem gedachten sie während der beeindruckenden Veranstaltung an die Millionen Opfer der Nazis – an die entrechteten, deportierten und ermordeten Juden, an die Sinti und Roma, an die Homosexuellen, die Zeugen Jehovas und an die gut 70.000 behinderten Menschen, die während des Zweiten Weltkrieges umgebracht wurden.

Zitate berühmter Persönlichkeiten – darunter Berthold Brecht, Widerstandskämpferin Sophie Scholl und Willy Brandt – zum Thema Zivilcourage wurden von AVG-Schülern kommentiert. „Wo Zivilcourage keine Heimat hat, reicht die Freiheit nicht weit“, hatte Brandt einst gesagt. Die Lehre, die man daraus ziehen könne sei, dass „wir nicht die Augen verschließen vor Intoleranz, Hass und Gewalt“, lautete die Botschaft der Schüler. „Wir brauchen Personen, die anderen Mut machen, die als Vorbilder dienen können und nicht den Kopf einziehen, wenn es Probleme gibt.“

Vergrößerte Ansicht des angeklickten BildesIm Willibordi-Dom hatten sich am Freitag mehr als 600 Besucher zur Gedenkveranstaltung
an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 versammelt.

Beifall von den mehr als 600 Besuchern gab es nicht nur für die einzelnen Themenblöcke und die Vorstellung des Stolperstein-Reinigungsprojektes der AVG-Neuntklässler (wir berichteten), sondern auch für die musikalischen Beiträge. Das vom AVG-Schulchor unter der Leitung von Andreas Winkels vorgetragene „Sim Shalom“ sorgte für Gänsehaut. Die Titelmelodie des Dramas „Schindlers Liste“, gespielt vom AVG-Blasorchester (Leitung: Markus Werner), rührte so manchen Zuhörer zu Tränen.

Mit ihren Reden hatten unter anderem Bürgermeisterin Ulrike Westkamp („Hass, Gewalt, Hetze, Vorurteile und Feindbilder dürfen in unserer Gesellschaft nicht die Oberhand gewinnen“) und Dom-Pfarrer Thomas Bergfeld („Wir haben es in der Hand, dass Unrecht verhindert wird“) Anteil am Gelingen des Gedenktages. Pfarrer Stefan Sühling (St. Nikolaus) sagte bei der anschließenden Kranzniederlegung am Mahnmal für die ermordeten jüdischen Bürger Wesels, „dass wir diese Erinnerungskultur brauchen, um die Gegenwart zu gestalten. Auch wenn es manche gibt, die meinen, wir sollten damit aufhören.“

Fotos und Text: Klaus Nikolei

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